Wie ich in die Informatik reingewachsen bin – und warum die Schule dabei nur eine Nebenrolle spielte

Für mich war Informatik in der Schule sehr lange nur ein Randthema. Wir hatten zwar Unterricht, aber oft ging es nur um Grundlagen - Textverarbeitung, ein bisschen Tabellenkalkulation, gelegentlich Scratch. Das war okay, hat mich aber nie wirklich gepackt. Wirklich spannend wurde es erst außerhalb des Unterrichts.

Erste Schritte: Plugins, Server, Lernkurven

Irgendwann habe ich angefangen private viel mehr auszuprobieren. Mein Einstieg kam, was vermutlich auf viele Programmierer zutrifft über Minecraft. Ich habe Plugins geschrieben, Server eingerichtet, Konfigs verändert. Dabei ging es nicht nur ums Spiel, sondern darum, wie die Systeme funktionieren. Wie man etwas automatisiert, was man wo einstellen muss um ein bestimmtes Verhalten zu erreichen.

Das war mein erstes echtes „Lernen durch Machen“. Ich hatte kein konkretes Ziel, außer Dinge zum Laufen zu bringen. Es hat super gut funktioniert und eine Menge Spaß gemacht.

Swift, iOS, eigene Apps - Ein turbulentes Abitur

Später habe ich angefangen, mit Swift zu arbeiten und eigene iOS-Apps zu entwickeln. Während andere fürs Abi gelernt haben, hab ich abends SwiftUI-Dokumentationen gelesen oder eigene Tools gebaut. Ich wollte wissen, wie man sauberen Code schreibt, wie man eine App strukturiert - und wie man diese auf ein echtes Gerät überträgt.

In dem Moment realisierte ich: Die Informatik beinhaltet nicht nur ein stumpfes Programm. Vielmehr ist es ist ein extrem großer Werkzeugkasten, mit dem man die unterschiedlichsten Dinge gestalten kann. Ich konnte plötzlich eigene Ideen in die Realität umsetzen und das war ein ziemlich gutes Gefühl.

Studium & Praxis: Informatik an der Uni

Nach dem Abi habe ich angefangen, Informatik zu studieren. Das Studium gibt mir jetzt das theoretische Fundament, das ich vorher eher intuitiv aufgebaut habe: Algorithmen, Datenstrukturen, Theoriekram - alles nützlich, auch wenn es manchmal trocken ist.

Was mir besonders hilft: Ich kann das, was ich im Studium lerne, direkt mit meinen eigenen Projekten verknüpfen. Ich weiß, wofür es gut ist. Und ich merke, dass ich mit jedem Semester nicht nur besser verstehe, wie etwas geht - sondern auch warum. Viele Begriffe, die ich bereits aus etlichen Videos und Reportagen kannte waren nicht mehr nur "Begriffe" sondern ein weiteres Tool in meinem über Jahre gepflegten Werkzeugkasten.

Projekte heute: Automatisierung und Raspberry Pi

Mittlerweile geht’s bei mir nicht mehr nur ums reine Programmieren, sondern um das Zusammenspiel einzelner Komponenten und Services. So automatisiere ich meine Wohnung mit selbstbetriebene Services auf einem Raspberry Pi und entwickle kleine Apps für spezifische Aufgaben.

Das ist kein Riesenprojekt oder meine Million-Dollar-Idea aber es ist mein Ding. Und es bringt mich jedes Mal ein Stück weiter.

Rückblickend?

Die Schule hat mir den Begriff „Informatik“ nähergebracht, aber nicht die Leidenschaft dafür. Die ist durch eigene Projekte gewachsen - durch Neugier, den Frust bei Fehlern und die vielen kleine Erfolgserlebnisse.

Was ich mir für den Unterricht wünschen würde? Mehr Raum für eigenes Ausprobieren. Weniger Fokus auf Tools, mehr auf Konzepte. Und vielleicht manchmal einfach die Frage: „Worauf hast du Bock?“